B. Voraussetzungen

Damit «Flipped Classroom» erfolgreich umgesetzt werden kann, müssen ein paar Dinge vorhanden sein und genutzt werden können.

Lernkultur

Flipped Classroom setzt eine andere Lernkultur voraus! 

Die im traditionellen Unterricht vorherrschende Push-Mentalität wird abgelöst durch eine Pull-Mentalität: Nicht die Lehrperson ist verantwortlich dafür, den Schüler:innen das Wissen zu vermitteln und zu überprüfen. Sondern die Schüler:innen sind selbstverantwortlich, sie holen sie Wissenspakete ab und lernen diese zusammen mit anderen Lernenden.

Diese Prämissen bedingen ein grundsätzlichen anderes Verständnis von Lernen. Es setzt eine viel höheres Mass an Motivation und Bereitschaft der Schüler:innen voraus, sich auf das neue Wissen einzulassen, es zu verarbeiten, zu üben und anzuwenden. Die Unterrichtszeit muss effizienter zum Lernen genutzt werden, die Schüler:innen müssen lernen, diese Situationen für sich zu nutzen.

Digitale Geräte

Schon fast eine Selbstverständlichkeit: alle Beteiligten müssen ein digitales, mobiles Gerät zur Verfügung haben und dieses individuell zu Hause und im Unterricht benützen können.

Gemeinsame Lernplattform

Hier bietet sich Office365, insbesondere Teams und OneNote an. In OneNote können vielseitige Arbeitsblätter und Unterrichtsunterlagen erstellt werden. Natürlich nicht mit den gleich Layout-Möglichkeiten wie Word, aber zweckmässig und effizient. OneNote hat insofern den Vorteil, dass mit den verschiedenen Abschnitten unterschiedliche digitale Räume mit unterschiedlichen Funktionen geschaffen werden.

  • Inhaltsbibliothek: Unterlagen der LP
  • CollaborationsSpace: Raum für gemeinsames Lernen
  • Schüler:innen-Abschnitte: Individuelle Bereiche

Geeignete Videos

Videos sind nicht der zentrale Bezugspunkt des Flipped Classroom, aber ein wichtiges Werkzeug. Videos können verschiedene Funktionen erfüllen:

  • Vermittlung von grundlegendem Wissen zu einem Thema
  • Aufwerfen von Fragen, Darstellen eines Problems
  • Darstellen von weiterführendem Wissen
  • Erklärung von Phänomenen
  • Etc.

Wichtig erscheint mir in diesem Zusammenhang, dass die Videos auf den Unterricht abgestimmt sind bzw. der Unterricht auf das Video zugeschnitten ist. D.h. nicht, dass nun jede Lehrperson ihre eigenen, individuell gestalteten Lernvideos anfertigen muss. Wird ein „fremdes“ Video verwendet, müssen Aufgaben und Fragestellung in der Folge einfach darauf abgestimmt werden. Anderenfalls führt dies zu Verwirrungen und Frustrationen auf allen Seiten.

Für mich bieten Videos im Flipped Classroom Vorteile, die ich persönlich sehr schätze:

  • Meine Inputs kann ich als Video so perfekt gestalten, wie ich will (inkl. Animationen).
  • Videos von anderen Lehrpersonen oder aus dem Netz schaffen Abwechslung.
  • Der Flow des Inputs wird nicht durch Zwischenfragen von anderen Schüler:innen gestört.
  • Mit EdPuzzle kann ich kurze Fragen in den Ablauf des Videos einbauen.
  • Die Schüler:innen können das Video so oft ansehen, wie sie wollen.

Abgestimmte Lernaufgaben

Lernaufgaben sollten auf den Inhalt des Videos abgestimmt sein. Die Schüler:innen sollten in der Lage sein, selbständig die Aufgabenstellung zu erfassen und die Übungen zu lösen. Es bringt nichts, wenn die Lehrperson erst die Aufgabe erklären muss.

Die Aufgaben sollten ausserdem verschiedene Schwierigkeiten bieten und auch guten Schüler:innen Anreize bieten.

Weiterführende Problemstellungen

Neben den eigentlichen Übungsaufgaben, in denen grundlegende Fertigkeiten geübt werden, sollte es weiterführende Problemstellung geben. Hier können die Schüler:innen anhand ihres erworbenen Wissens an komplexeren Phänomenen etc. festigen und erweitern. Ausserdem schafft es zusätzliche Motivation, wenn die Schüler:innen anhand ihres Wissens komplexere Fragestellungen lösen können.

Formative Tests

Üben ist gut und schön, aber wo ist die Kontrolle des Lernerfolgs? Ich möchte an dieser Stelle nicht über Prüfungen diskutieren. Aber formative Tests können für die Schüler:innen ein gutes Mittel sein, ihren Wissensstand zu überprüfen. Es gibt mittlerweile zahllose Tools, die verschiedene Arten von Tests anbieten:

  • Microsoft Forms
  • Socrative
  • Classtime
  • isTest2
  • Kahoot

Diskussionskultur

Was bringt die gewonnene Zeit im Unterricht, wenn niemand diskutieren kann/will? Ich stelle manchmal fest, dass Schüler:innen es nicht gewohnt sind, über Probleme und Übungen im Chemieunterricht zu diskutieren. Schüler:innen brauchen einige Zeit, bis sich das Diskutieren als Teil des Unterrichts etabliert hat sie bereitwillig Aufgaben gemeinsam lösen und besprechen. Als LP gerät man leicht in die Versuchung, Schüler:innen bei ihrem Lösungsweg auf die richtige Lösung zu stossen oder die Diskussion in die richtige Richtung lenken zu wollen. Hier ist Geduld und Zurückhaltung der Lehrperson gefragt!

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